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Quartett, Bingo, Memory: Ganz traditionelle Spiele, den meisten gut bekannt. Und hervorragend geeignet, um spielerisch Wissen zu vermitteln, viel besser, als nur Bücher zu wälzen. Das ist der Anspruch der AG Didaktik der Biologie der Universität Mainz, geleitet von Prof. Dr. Daniel Dreesmann.
Materialien wie diese Spiele wurden in der AG entwickelt und jetzt auch erstmals im Zusammenhang mit dem Thema Wildbienenschutz praktisch erprobt: Im Wiesbadener Tier- und Pflanzenpark Fasanerie, schon länger ein Partner der Mainzer Biologen. Im Rahmen des Projekts „Hummeln helfen Rhein-Main“ wurde hier eine blühende Hummel- und Insektenwiese gepflanzt.
Hier lassen sich zahlreiche Arten finden und beobachten, und mit Hilfe der Spiele macht das Ganze auch noch einen Riesenspaß. Das findet zumindest die erste „Versuchsklasse“, die 7a der Diltheyschule, die am Montag, 18. Juli, die neuen Materialien zum ersten Mal ausprobieren darf.
„Wir haben hier doch einiges dazugelernt“, sagen Jano und Jonathan, beide 13 Jahre alt. „Und die Idee mit den Spielen ist prima, das macht richtig Spaß.“ Beim Bingo sollen möglichst viele Insektenarten auf einer Liste dann auch auf der Wiese gefunden werden – Becherlupen helfen beim Einfangen und Identifizieren.
Beim Memory müssen Pflanzen und Samen zusammengebracht werden, beim Quartett geht es um Eigenschaften der Pflanzen. Da spielen auch Stadträtin Tilli-Charlotte Reinhardt und Grünflächenamtsleiterin Gabriele Wolter gut gelaunt eine Runde Pflanzenquartett.
Der Tier- und Pflanzenpark ist ein idealer „außerschulischer Lernort“ und zieht ein buntes, großes Publikum an – sehr gut geeignet also, um zu überprüfen, was an der Universität theoretisch erdacht wurde.
Das findet auch Uni-Vizepräsident Prof. Dr. Stephan Jolie, der zum ersten Mal die Fasanerie besucht und begeistert ist. „Hier wirkt die Forschung ganz praktisch in die Gesellschaft hinein“, sagt er. Eine gute Ausbildung für die künftigen Lehrerinnen und Lehrer sei besonders wichtig, um die kommenden Generationen noch mehr für den Umwelt – und Naturschutz zu sensibilisieren.
Von den Spielideen ist er sehr angetan: „Projektlehre wie hier gefällt den Schülerinnen und Schülern, und die Studierenden sehen, wie ihre Lehrmaterialien und -methoden ankommen.“
Schön gestaltet wurden diese Materialien von den Studierenden selbst, zum Beispiel hat Viviane Feitner, die Kunst als zweites Fach studiert, für eine Bestimmungsscheibe wunderschöne Pflanzen- und Insektenbilder gezeichnet. Auch das Quartett ist selbst hergestellt und ließe sich bestimmt prima vermarkten.
Der Hintergrund ist gleichwohl ein ernster: Der Rückgang der Insekten ist dramatisch, die Kenntnisse über die Artenvielfalt im Allgemeinen gering. Da für wirkungsvollen Naturschutz auch Informationen nötig sind, müssen diese im Unterricht nachhaltig vermittelt werden.
Mit spielerischen Aktivitäten kann das gelingen, wie der erste Praxistest zeigt. Die Gruppen wechseln sehr wissbegierig zwischen den Stationen hin und her, die Studierenden erklären geduldig und genau, worauf es bei den Aufgaben ankommt.
Dass es über 500 Wildbienenarten gibt, darunter über 40 Hummelarten, von denen etwa sechs am häufigsten in der Region vorkommen, wissen die wenigsten. Meist hört die Kenntnis bei den „Honigbienen“ auf, weiß Laura Christ, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Didaktik der Biologie.
Und dass rund 70 Prozent der weltweit wichtigsten Nahrungspflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind, wissen auch nicht viele. Auch hier soll das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt „Hummeln helfen“ Abhilfe schaffen: Denn man schützt nur, was man kennt. „Wir haben heute immerhin schon drei Hummelarten identifizieren können“, sagt eine Studentin.
Über die gute Zusammenarbeit freut sich auch Fasanerie-Leiterin Nadja Niemann. Für Naturpädagogik-Projekte im Tier- und Pflanzenpark, von denen es bereits zahlreiche gibt, sei dies eine tolle neue Ergänzung.
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Foto: Stefan F. Sämmer