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Ruhig ging es zu bei der Bürgerversammlung in der Hofheimer Stadthalle. Pünktlich um 20:00 Uhr eröffnete der Pressesprecher des Landkreises, Dr. Johannes Latsch, die Veranstaltung und verkündete, dass der Schwerpunkt des Abends auf den Fragen der anwesenden Bürger beruhen solle. Gleichzeitig wies er auf das pünktliche Ende um 21:30 Uhr hin. Im Anschluss sprach Landrat Cyriax und schilderte in einem Rückblick die Vorgänge seit dem 6. Oktober. Ausführlich beschrieb er die Vorgehensweise des Kreises, von der Aufforderung durch das Land Hessen, 1000 Erstaufnahmeplätze für Asylbewerber zu schaffen, bis zur Ankunft der ersten Flüchtlinge in der Nacht zum 13. Oktober. Er berichtet weiter, dass der ausgerufene Katastrophenfall, wie bereits angekündigt, am Donnerstagmorgen aufgehoben werde. Auf Nachfrage wurde erklärt, dass aufgrund einer Ausnahmeregelung und erhöhter Brandschutzauflagen es trotzdem möglich sei, die Halle über zu belegen.
Polizeidirektor Peter Liebeck versuchte die Bürger zu beruhigen und verwies auf eine erhöhte Polizeipräsenz in und um Wallau, die nicht unbedingt nur mit Streifenpolizisten durchgeführt wird.
Im Anschluss wurde die Fragestunde eröffnet. Besorgte Mütter berichteten, dass mehrfach Flüchtlinge auf dem Schulgelände aufgetaucht seien. Sie waren besorgt, da sich die Kinder sehr vor den fremden Menschen fürchten würden. Liebeck bat darum, in diesen Fällen die Polizei zu rufen, damit die Beamten die Menschen vom Schulgrundstück leiten. Als nächstes beklagten Anwohner, dass die Asylbewerber die privaten Grundstücke betreten, um zum Beispiel ein „Selfie“ auf einer auf dem Grundstücke stehenden Parkbank zu machen. Auch hier wurde empfohlen sich an die Polizei zu wenden. Auf die Frage nach dem Gesundheitszustand erklärten die Verantwortlichen, dass alle Ankommenden bereits vorher eine erste medizinische Untersuchung durchlaufen haben und auch vor Ort erneut durchgecheckt werden. Einzelne medizinisch auffällige Personen werden im Zweifelsfall isoliert oder im Krankenhaus behandelt.
Wolfgang Exner schlug vor, die Taunusblickschule nachmittags für die Betreuung der Flüchtlingskinder zu nutzen. Diese Überlegungen stießen bei den anwesenden auf große Vorbehalte, da in den Klassenräumen zahlreiche persönliche Dinge der Kinder deponiert sind und auch die Reinigung der Räume nicht sichergestellt sei. Trotzdem bleibt die Frage, wie man mit den Kindern in der Ländcheshalle umgehen soll. Über Wochen ohne Spielmöglichkeit und Beschäftigung, ist kein akzeptabler Zustand.
Cyriax berichtete, dass wesentlich mehr Kinder unter den ankommenden Menschen seien als zunächst erwartet wurde, was eine Entzerrung der Belegung notwendig macht. Aus dem Grund wird bis Sonntag eine dritte Halle in Betrieb genommen. Ausgewählt wurde die Bad Sodener Hasselgrundhalle. „Die aus dem Ausland gelieferten Feldbetten haben größere Maße als die von deutschen Herstellern. Je enger die Verhältnisse, desto größer ist die Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiten oder es zu Konflikten kommt. Daher ist eine Entzerrung nötig“, erläutert Cyriax in einer Presseveröffentlichung. Der Kreis muss die eintreffenden Flüchtlinge auf drei Standorte statt auf zwei verteilen.
Nach der Ankündigung des Landes Hessen wurden in der Nacht zu Donnerstag, 15. Oktober, zunächst 360 Flüchtlinge im Kreis erwartet. Sie wurden dem Kreis zufolge in der Hattersheimer Sporthalle untergebracht, die vorbereitet ist, aber bis dahin leer stand. In der Nacht zum Montag werden dann 360 weitere Personen erwartet: 230 von ihnen bringt der Kreis in der Hasselgrundhalle unter, die übrigen werden in der Ländcheshalle Wallau einquartiert, in der bereits seit Dienstag die ersten Flüchtlinge eingezogen sind. „Wir sind in der Entwicklung der Lage völlig von den Entwicklungen und Informationen in Land und Bund abhängig“, sagt Cyriax. Daher sei völlig unklar, ob die drei Unterkünfte „das Ende der Fahnenstange“ seien.
Jederzeit könne das Land dem Kreis neue Flüchtlinge zuweisen, sodass möglicherweise weitere Unterkünfte bereitgestellt werden müssten. „Es ist eine dramatische Lage. Gemeinsam mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften und den Kommunen wollen wir uns bestmöglich vorbereiten. Vor allem wollen wir die Bürger auch weiterhin schnellstens informieren, sobald wir etwas Neues wissen.“ Beispielsweise werde die Fragen-und-Antworten-Liste auf der Internetseite des Kreises (www.mtk.org) ständig aktualisiert. „Es ist wie eine Operation am offenen Herzen“, so Cyriax abschließend.
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Fotos Lisa Roglic