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„Wir haben etwas, was so kein anderes Bundesland hat. Von der Spritze bis zum Impfstoff ist alles aus hessischer Hand. Erst kürzlich haben wir vertrauensvoll bei der Genehmigung des BioNTech Werkes in Marburg zusammengearbeitet und damit in Rekordgeschwindigkeit die Impfstoffproduktion ermöglicht“, stellte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier im Anschluss an die digitale Sitzung des Lenkungsausschusses der Initiative Gesundheitswirtschaft Hessen (IGH) dar.
Am Standort Marburg könne man alleine im ersten Halbjahr 2021 bis zu 250 Millionen Dosen des Impfstoffes produzieren. Zudem seien viele mittelständische und auch größere Unternehmen im Land sehr aktiv bei der Identifizierung und Behandlung von COVID-19 durch die Entwicklung von Diagnostika-Systemen und In-vitro-Diagnostik-Tests. „In dieser Woche gab es besonders erfreuliche Nachrichten im Bereich der Corona-Laientests: Die ersten Antigen-Tests wurden zur Eigenanwendung zugelassen. Mit dabei ist ein Test der hessischen Siemens Healthcare Diagnostics Products. Diese Zulassungen sind ein großer Hoffnungsschimmer für die Pandemiebekämpfung, und ich freue mich ausgesprochen, dass ein Mitglied der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen zu den Unternehmen gehört, die eine Sonderzulassung erhalten haben“, so Bouffier.
Wissenschaftsministerin Angela Dorn betonte: „Die Forschungsanstrengungen in Hessen zeigen, dass es sich lohnt, mit Weitblick sowohl auf Grundlagenforschung als auch auf die Vernetzung mit Anwendungsnähe und Industrie zu setzen. Im Bereich Grundlagenforschung hat das Hochsicherheitslabor in Marburg schon viele Impfstoffe mitentwickelt, auch gegen das MERS-Virus aus der Familie der Corona-Viren. Die drei medizinführenden Universitäten in Marburg, Gießen und Frankfurt haben mit Unterstützung des Landes das Pandemienetzwerk hessische Universitätsmedizin gegründet, um sich noch besser zu koordinieren und abzustimmen. Diese Zusammenarbeit hat sich schon früh angebahnt. Wir haben sie auch mit dem LOEWE-Zentrum DRUID schon vor Jahren unterstützt, in das das Land Hessen insgesamt 20 Millionen Euro investiert hat. Seine Forschung an „vernachlässigten tropischen Krankheiten“, darunter Corona-Viren, ist heute brandaktuell. Beim Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie mit Hauptsitz Frankfurt setzen wir auf den Transfer von innovativen Ideen, Technologien und Methoden aus der biomedizinischen Forschung in die medizinische Anwendung und die Wirtschaft. Das LOEWE-Zentrum mit einer Förderung von mehr als 40 Millionen Euro wurde nun in ein Fraunhofer Zentrum überführt. Dafür haben wir jüngst im Haushalt Mittel bereitgestellt und sichern damit das Zentrum langfristig.“
„In Hessen haben sich in kürzester Zeit starke Kooperationen entwickelt: Sanofi füllt demnächst für BioNTech in Frankfurt Impfstoff ab, Evonik und Merck produzieren Vorprodukte wie z.B. die für mRNA-Impfstoffe unerlässlichen Lipide, die hessischen Medizinprodukteunternehmen B. Braun und Fresenius liefern die notwendigen Mengen an Spritzen, Kanülen und Kochsalzlösung, ohne die das Impfen nicht möglich wäre“, betonte der Ministerpräsident.
Zu verdanken sei das gute Zusammenspiel der langjährigen und engen Zusammenarbeit der bereits im Jahr 2013 gegründeten Initiative, die sich aus Akteuren der Gesundheitsindustrie, der Wissenschaft, der Arbeitnehmerschaft sowie der Landesregierung zusammensetze. Davon profitiere Hessen in der aktuellen Situation.
„Wichtig für die Öffnungsperspektive der Wirtschaft ist nun das zügige Impfen der Bevölkerung sowie eine ausgeweitete Teststrategie. Wir sollten uns im Sinne aller hier keine Verzögerungen mehr leisten“, so Gregor Disson, Geschäftsführer des Industrieverbandes VCI Hessen und Mitglied im Lenkungskreis der Initiative. Beim Impfen gelte es auch, über den Impfstoff hinaus die notwendigen Utensilien wie Spritzen, Kanülen und Kochsalzlösung bereit zu stellen. Hier gebe die seit dieser Woche live geschaltete VCI-Notfallplattform Corona Hilfestellung. Von der Bundesregierung mandatiert habe der VCI diese in enger Abstimmung mit BMG und BMWi aufgebaut. Über die Plattform solle hier Angebot und Nachfrage organisiert werden. Die Mitwirkung der Länder sei hier zentral. „Die Hersteller von Impfzubehör benötigen verbindliche Vorschauen hinsichtlich der Impfstofflieferung in die Länder, um die Versorgung mit Zubehör zu gewährleisten. Der Impfplan sollte den Unternehmen – etwa über die VCI-Notfallplattform Corona - transparent gemacht werden, damit die Lieferfähigkeit gewährleistet bleibt“, mahnte Gregor Disson an.
Die Forschung steht am Anfang einer jeden Innovation. So erklärt sich auch sofort die Mitarbeit der Wissenschaft in der Initiative. „In direkter Nachbarschaft der Unternehmen ist die Pharmaforschung an den Universitäten Frankfurt, Gießen und Marburg und den zahlreichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen exzellent aufgestellt. Ein neuer Fraunhofer-Standort für immunologische Infektions- und Pandemieforschung entsteht z.B. in Penzberg in Kooperation mit dem Frankfurter Fraunhofer-Institut für Translationale Medizin und Pharmakologie“, berichtet Professor Gerd Geisslinger, Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie am Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Vertreter der Wissenschaft im Lenkungskreis der Initiative, und weist auch auf die aktuellen Aktivitäten in der Therapeutika-Forschung an der Universität in Frankfurt hin.
Professor Jochen Maas, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung bei Sanofi-Aventis Deutschland und Werkstattleiter in der IGH, ergänzt: „Wir brauchen eine gemeinsame Offensive für mehr Technologieoffenheit. Wir sehen dies aktuell bei der Anpassung der Impfstoffe an die Mutationen: Mithilfe von Gentechnik kann diese in wenigen Wochen gelingen, ohne diese Technik würde es Jahre dauern. Patentrechtliche Rahmenbedingungen und der Schutz geistigen Eigentums sind ein wesentlicher Standortfaktor für die Gesundheitsindustrie. Die Diskussion über Zwangslizenzen oder Patentaussetzungen ist hier nicht zu führen. Die Pandemie hat gezeigt, dass der Schutz geistigen Eigentums die Erforschung und Produktion von Impfstoffen fördert und nicht behindert.“
„Die Arbeitnehmer in der chemisch-pharmazeutischen Industrie waren belastbar und verlässlich in der Krise, obwohl auch sie häufig mit der Doppelbelastung durch Kinderbetreuung, Homeschooling und Berufstätigkeit zurechtkommen mussten, wir müssen über die Krise hinausdenken und an die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte denken. Ohne diese wird der Standort Hessen nicht zukunftsfähig sein. Insbesondere Qualifizierung in den Bereichen Digitalisierung und KI sind hier wichtige Stichpunkte“, sagt Sabine Süpke, Vorsitzende der IG BCE Hessen-Thüringen. Innovative digitale Ansätze sind für alle Bereiche der Gesundheitsindustrie von der Forschung über die Entwicklung bis hin zur Produktion und Versorgung überlebenswichtig. Das zeigt sich jetzt besonders während der Pandemie. Das beinhaltet einen harmonisierten Datenaustausch über alle 16 Bundesländer hinweg, ebenso wie einheitliche IT-Standards und interoperable Systeme in Gesundheitsämtern, Krankenhäusern, Praxen und Forschungseinrichtungen.
Seit 2013 setzt sich die Hessische Landesregierung mit den Unternehmen der hessischen Gesundheitsindustrie, dem Landesbezirk Hessen-Thüringen der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie sowie Vertretern aus Wissenschaft und Forschung in der Initiative Gesundheitsindustrie Hessen dafür ein, am Standort Hessen die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Arzneimitteln und Medizinprodukten zu verbessern, Arbeitsplätze zu sichern sowie neue, hochqualifizierte Stellen zu schaffen. Seitens der Hessischen Landesregierung gehören Ministerpräsident Volker Bouffier, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir sowie Gesundheitsminister Kai Klose und Wissenschaftsministerin Angela Dorn dem Lenkungskreis der Initiative an.
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Symbolfoto: Biontech