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Einen zugelassenen Corona-Impfstoff gibt es noch nicht. Dennoch bereitet sich das Land Hessen bereits auf die Impfung von rund 4 Millionen Menschen vor. Der Bund geht davon aus, dass ab Mitte Dezember ein erster Impfstoff zur Verfügung steht. Bis dahin muss die notwendige Infrastruktur stehen. Zusammen mit Sozialminister Kai Klose und Innenminister Peter Beuth hat Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier am Montag, 23. November, in der Staatskanzlei in Wiesbaden erläutert, wie die Impfstrategie des Landes genau aussieht.
60 Prozent der hessischen Bevölkerung müssen sich nach Expertenmeinungen impfen lassen, um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen und die Pandemie wirkungsvoll bekämpfen zu können. Dennoch soll die Impfung ausschließlich freiwillig durchgeführt werden – auch für das medizinische Personal. „Es wird keine Impfpflicht geben“, betonte Bouffier am Montag. Dennoch appellierte er an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. „Ich glaube, dass wir vielen Menschen damit etwas Gutes tun können“, so der Ministerpräsident.
Der Bund hat bereits Verträge über 300 Millionen Impfdosen abgeschlossen. Sobald dieser zur Verfügung steht, wird der Impfstoff an die Länder geliefert, die wiederum die Verteilung an die Landkreise und kreisfreien Städte organisieren. Bei rund 4 Millionen Menschen, die in Hessen geimpft werden sollen, sind 8 Millionen Impfstoffdosen notwendig. Die Impfungen werden der Bevölkerung kostenlos angeboten.
Der Krisenstab der Hessischen Landesregierung hat die Kreise und kreisfreien Städte mit ihren Gesundheitsämtern und unteren Katastrophenschutzbehörden beauftragt, landesweit Impfzentren einzurichten. So soll mindestens ein Anlaufpunkt pro Landkreis und kreisfreier Stadt in Hessen mit Unterstützung der hessischen Hilfsorganisationen, des Technischen Hilfswerks und der Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt sind etwa 30 Impfzentren hessenweit geplant. Dort könnten dann, so der Ministerpräsident am Montag, täglich etwa 1.000 Impfungen vorgenommen werden, sodass das Ziel, 4 Millionen Menschen zu impfen, im Herbst 2021 erreicht sein könnte.
Für weniger mobile Bürgerinnen und Bürger, etwa in Pflegeeinrichtungen, sollen zudem mobile Impfzentren eingerichtet werden.
„Es werden nicht sofort Impfdosen für alle zur Verfügung stehen können. Deshalb richten wir uns nach der Nationalen Impfstrategie, indem wir Impfzentren einrichten und dann gezielt Personengruppen impfen, Schritt für Schritt“, betonte Sozial- und Integrationsminister Kai Klose. „Zu den vorrangig zu impfenden Gruppen gehören Menschen, die aufgrund ihres Alters oder vorbelasteten Gesundheitszustands ein stark erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf aufweisen, dann beispielsweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von stationären bzw. ambulanten Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und der Altenpflege.“
Solange nicht ausreichend Impfstoff für die gesamte Bevölkerung verfügbar ist, werden die Impfungen auf Basis der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, des Deutschen Ethikrats sowie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina priorisiert an die zuvor von der Bundesregierung bestimmten Zielgruppen ausgegeben.
Geimpft werden soll an sieben Tagen die Woche zwischen 7:00 und 22:00 Uhr. „Damit alles strukturiert und geordnet abläuft, werden die Menschen zu den Impfungen eingeladen und über den genauen Ablauf vor Ort informiert“, gab Sozial- und Integrationsminister Klose an. Die Terminkoordinierung und die Dokumentation der Impfungen vor Ort wird durch eine IT- Lösung gewährleistet. Für die "Einladung" sollen Einwohnermeldedaten genutzt werden. Außerdem werden derzeit Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung darüber geführt, wie man die Vulnerabilität festhalten und danach gezielt Betroffene zur Impfung einladen kann.
Die umfassende Information, Begleitung und medizinische Betreuung rund um die Impfung seien von größter Bedeutung, verdeutlichte Klose. „Wir möchten, dass alle, die sich impfen lassen wissen, dass sie bestmöglich begleitet werden“, unterstrich er.
Medizinisches Fachpersonal solle über externe Dienstleister (z.B. Deutsches Rotes Kreuz) und über die Kassenärztliche Vereinigung oder die Landesärztekammer gewonnen werden. Die Bereitschaft der Ärzte ist zentral für das Gelingen dieser großangelegten Impfaktion, denn der eigentlichen Impfung ist immer ein Impfgespräch vorgeschaltet. Die KV Hessen ist zuversichtlich, was die Rekrutierung des Personals anbelangt. Wie bei der ersten Welle der Corona-Pandemie sollen bspw. auch Ärztinnen und Ärzte gewonnen werden, die bereits im Ruhestand sind.
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Foto: Pete Linforth / Pixabay